Projektkultur des Miteinanders
Kooperativ zum Erfolg
Der Neubau BAM GBD 149 in Adlershof, Berlins größtem Wissenschaftsstandort, entsteht in Integrierter Projektabwicklung (IPA).
Was ist IPA?
Die integrierte Projektabwicklung (IPA) ist ein kollaboratives Verfahren zur Projektdurchführung, bei dem alle relevanten Teilnehmer in funktionsübergreifenden Teams frühzeitig und über alle Phasen der Planung und Ausführung zusammenarbeiten. Ausführende Firmen werden mit ihrer Fachkompetenz von Anfang an beteiligt.
Der Bauherr beauftragt nicht Verträge mit einzelnen Planern und ausführenden Firmen. Es wird eine gemeinsame Projektorganisation gebildet und alle IPA-Teammitglieder schließen zu Beginn einen Mehrparteienvertrag (MPV): Chancen und Risiken in der Planungs- und der Realisierungsphase werden gemeinsam getragen. Der Bauherr beteiligt das IPA-Team an den Einsparungen.
Die Zusammenarbeit setzt auf ein hohes Maß an Kollaboration und Vertrauen. Transparenz und Offenheit sind Basis des gemeinsamen Handelns. Planungsphasen können somit effizienter und kürzer gestaltet werden. Es ist im Interesse aller Beteiligten, Termine, Kosten und Qualitäten eng zu überwachen. Konflikte werden schnell erkannt, benannt und können frühzeitig behoben werden – immer im gemeinschaftlichen Sinne „Best for Project“.
Um die kooperative Arbeitsweise, effektive Kommunikation und zügige Planung sicherzustellen, stellen wir Projekträumlichkeiten für die gemeinsame Projektbearbeitung vor Ort (Co-Location) zur Verfügung. Für die Planungsleistungen versichern wir alle Beteiligten des IPA-Teams in einer gemeinsamen Projektversicherung, so dass keine zusätzlichen Versicherungskosten entstehen.
Warum ein neues Modell der Projektabwicklung?
Bauprojekte werden zunehmend komplexer. Kostensteigerungen, Terminüberschreitungen und eine nicht immer konstruktive Streitkultur sind oftmals die Folge. Die Analysen auf nationaler wie internationaler Ebene zeigen uns deutlich: Für erfolgreiche Projekte braucht es mehr Kooperation zwischen den Partnern.
Das Modell der Integrierten Projektabwicklung (IPA) basiert auf dieser Erkenntnis, dass komplexe Projekte heute neue Herangehensweisen erfordern. IPA hebt die Trennung von Planung und Ausführung auf und bildet ein Anreizsystem, bei dem alle Partner in einem Boot sitzen. Anstatt dass jeder für sich agiert, bildet IPA die Voraussetzung für wirkliche, interdisziplinäre Teamarbeit.
Die Modelle der Integrierten Projektabwicklung entwickelten sich in den 2000er Jahren in den USA und Australien. In Deutschland werden mittlerweile über 10 Bauprojekte nach dem IPA Modell durchgeführt.
Wie funktioniert das IPA Vergütungs-
modell?
Das IPA Vergütungsmodell spielt eine wichtige Rolle in der Förderung des kooperativen Verhaltens der Projektmitglieder.
Das Vergütungsmodell führt eine Überschuss- und Unterdeckungsteilung ein, an der alle Partner gleichermaßen beteiligt sind. Die Grundlage hierfür bildet die gemeinsame Ermittlung und Festlegung von Zielkosten, die mit den tatsächlichen anfallenden Gesamtkosten verglichen werden.
Die Selbstkosten der Partner werden erstattet. Werden die Zielkosten unterschritten, dann entsteht ein Überschuss im Projekt (im Vergleich zu den Zielkosten) und dieser wird nach einem vereinbarten Schlüssel an die Partner ausgeschüttet. Werden die Zielkosten überschritten, dann wird die Unterdeckung der Kosten über die Gewinnanteile der Partner gedeckt. Somit steht maximal der Gewinn der Partner im Risiko. Sollten die Gewinnanteile nicht zur Deckung der Kosten ausreichen, so trägt der Bauherr das Risiko weiterer Kosten.
Durch die gemeinschaftliche Teilung der Überschüsse bzw. Unterdeckungen schafft das Vergütungssystem den finanziellen Anreiz, Risiken möglichst früh zu kommunizieren, als Team gegenzusteuern und Entscheidungen im Sinne von „Best-for-Project“ zu treffen.
Aufzeichnung der Info-Veranstaltung
Dialog L!VE
Begrüßung und Vorstellung der Projektbeteiligten
Stephan Hansmann und Frank Schmid, Bundesbau Baden-Württemberg (BBBW), begrüßen die Teilnehmer und stellen die Referenten Prof. Dr. Shervin Haghsheno (KIT), Dr. Wolfgang Breyer (Breyer Rechtsanwälte), Gisa Hinrichs und Björn Kayser (BBBW) vor. Clemens Haury (BMWSB), Lothar Giese (BImA), Prof. Dr. Ulrich Panne (BAM) sowie Klaus Max Rippel (BBBW) stellen Ihre Institutionen und deren Rolle im Projekt vor.
Projektvorstellung
Björn Kayser (BBBW) erläutert die Rahmenbedingungen des Projekts Neubau GBD 149.
Integrierte Projektabwicklung (IPA) mit Mehrparteienvertrag (MPV)
Prof. Dr. Shervin Haghsheno (KIT) und Dr. Wolfgang Breyer (Breyer Rechtsanwälte) erläutern Art und Kultur der gewählten Projektabwicklung sowie das Vertrags- und Vergütungsmodell. Sie arbeiten heraus, wie sich die "neue Welt" vom Gewohnten unterscheidet.
Vergabeverfahren
Gisa Hinrichs (BBBW) erläutert die Leistungspakete, die zur Ausschreibung kommen, sowie Art und Ablauf der Vergabeverfahren.
Fragerunde
Die Referenten gehen auf die im Chat gestellten Fragen der Teilnehmenden ein. Die Antworten auf alle wichtigen Fragen finden Sie auch unter FAQ.
Ausblick und Verabschiedung
Stephan Hansmann und Frank Schmid, Bundesbau Baden-Württemberg (BBBW), ziehen ein Résumé zum Dialog L!VE, danken allen Beteiligten und blicken voraus.
Links
German Lean Construction Institute
Lean Construction - Begriffe und Methoden
Alternative Vertragsmodelle zum Einheitspreisvertrag für die Vergabe von Bauleistungen durch die öffentliche Hand
Integrierte Projektabwicklung - Ein Leitfaden für Führungskräfte
Zukunft Bau: Kollaboration neu denken. Integrative Projektabtwicklung im Bauwesen (STUDIO Bund vom 13.-15.01.2021, veranstaltet vom BMI und BBSR)